Fahrt nach Bergen aan Zee 2015

von Birgit Happich (Kommentare: 0)

Wer einmal in Bergen aan Zee war könnte meinen, der liebe Gott wäre Holländer gewesen, aber in der ganzen Schöpfungsgeschichte kommt nicht einmal das Wort Wohnwagen vor, also, vielleicht war der liebe Gott zwar kein Holländer aber gut drauf, als es dieses Fleckchen Erde erschaffen hat….wunderschön….aber von vorne.

Gebucht haben wir oder besser unser Chef schon vor 1,5 Jahren im „Het Zeehuis“….aber erst am Sylvester Abend 2014/2015 hat uns eine nette Dame auf eine gewisse Besonderheit aufmerksam gemacht: oooh sie haben in Holland in einem Naturfreundehaus gebucht?....die sind ja schön, aber alles Selbstversorgerhäuser“…HÄ?...wie jetzt, selbst versorgen….so mit Küche Essen kochen und so…..Schääääff, haste das klein gedruckte im Vertrag auch gelesen?... nö, kann kein holländisch…tja solltest du mal übersetzen tun sollen….oh Schande, da stand es schwarz auf weiß…selbstversorgen….

jetzt war uns von der Reiseleitung mulmig…..also vier Wochen vorher zu viert ins Auto gesetzt…ab nach Bergen aan Zee….das Problem war, dass die Holländer vor Ort uns all ihr Gold zwar verkaufen aber nicht liefern wollten….Schandale schandale…etwas frustriert schlenderten wir an den Strand, vorbei an einer typischen Strand-Verkaufs-Bude mit Eistruhe und Gummitieren und einem tiefen entspannten Martin….ob er ans huis liefern könnte…klar,….dann schreib auf…Bier, Cola, Fanta, Wasser, 100 Brötchen…pro Tag…moment moment, dann kam der große Zettel, und als wir ihm glaubhaft versicherten, dass es sich bei den Mengenangaben um Kästen nicht um Flaschen handelte, waren wir auf Sonderpreisniveau…und nach einem mehrstündigen Aufenthalt in Kassel bei Union hatten wir schon flux einen Einkaufszettel von 90 cm Länge abgearbeitet….wir Feinschmecker wir….so näherte sich der lang herbei gesehnte Donnerstag……die Sonne versprach an diesem Wochenende Überstunden zu schieben und bestens gelaunt stand die ganze Truppe um 7.00 Uhr am Dorfplatz parat…..da es nu aber nach dem Einladen schon 9 Minuten nach Sieben war, schafften unsere Männer ihr erstes Stundenbier nicht….wir mussten wirklich auf Plan B zurück greifen, das gute alte Kreiselbier…und nach dem wir drei Mal am „Mich-kannst-du-mieten“ Kasten vorbei gerutscht waren, floss endlich ein kühles Hütt und die Welt war in Ordnung. Früher, also damals, so vor ca. 10 Jahren hätten wir im Bus mindestens einmal zu „Tulpen aus Amsterdam“ gegrölt….diesmal lief von Aligatoa (für alle Ü20 das ist ein Sänger)…“willst du mit mir Drogen kaufen“…. Naturfreunde im Wandel der Zeit…

Kaum 7 Stundenbiere, 3 RauPiPausen und 1 mittelblöder Stau später umrundeten wir das Ortsschild von Bergen und Ecki, unser Chauffeur hatte Feierabend. Ratzefatze war der Bus leer und die Küche voll….die ersten strahlend weißen Waden und Schultern stachen blendend ins Auge und marschierten Richtung Strand um das Weiß in ein dezentes Rosé zu wandeln….

während sich die Jugend bis zum Knie ins eiskalte Nordsee-Wasser wagte, lümmelten wir „Älteren“ uns an die Paddabing Bar und nahmen erst einen „Wellcommer“, dann etliche „Hierbleiber“, dicht gefolgt von einem Sundowner …. hach wie schön…tiefen entspannt schlenderten wir abends zurück ans Haus um die Nahrungsmittelgrundversorgung anzugehen….hier die Speisenfolge:

1. Abend ….Nudelvariationen an verschieden Soßen, frische Salate, Nachtisch

2. Abend ….Gillen mit Steak, Bratwurst, Ofenkartoffeln, Knobi, Salaten und Nachtisch

3. Abend…..Geschnetzeltes an Rahmsoße, Kartoffelauflauf, Salat und na na….Nachtisch

Tja der Nachtisch, wir hatten so viel, weil kochen Spaß macht, es Schnaps gab und die Reiseleitung große Tüten gekauft hatte, dass es Pudding, Wackelpeter und co. auch als Vortisch oder Zwischentisch hätte geben können, oder als OP-Tisch, Beistelltisch, Schreibtisch….4 Kilo wurden wir an andere Gäste los incl. Sahne…aber er war lecker…der Nachtisch…und reichlich….den Abwasch übernahmen die Männer, weil „der Gerät (Spülmaschine) ist Männersache“…anschließend fanden sich Karten- und Spielegruppen und gegen halb schwei kehrte Nachtruhe ein…

…das Frühstück ließ wieder keine Wünsche offen incl. Rührei aus dem TetraPak….auf die Frage einer einzelnen Dame, wie man es schaffen würde, so viel Rührei zu braten ohne einen Hauch von Eierschale, erwiderten die Männer, sie hätten Hühner ausgepustet…brüllkreisch….die Sonne brannte vom Himmel und schon fuhren wir an die höchste Düne Nordhollands in die Gemeinde Schoorl zum Klootschieten…..das ist eine alte friesische Kampfsportart, bei der die Friesen den Angreifern große Holzkugeln entgegen warfen…wir hatten schon damit genug zu tun, uns nicht selbst zu verletzen……also 3 Gruppen mit je 3 Kugeln und je einem alten Kinderwagen als Bordküche zogen wir in die Dünen….in Gruppe 1 gabs die erste Runde Amstel nach 3 m Feldweg….was zur Folge hatte, das wir nach der Hälfte Weg quasi alkoholfrei durch die Dünen zogen, auch der Flachmann unseres niederländischen Spielführers war leer und eine mitgereiste Braut hatte sich auch schon durch die Tupperschüssel Käse geschnuckt….unsere Spieler gaben ihr Bestes, mit 1PS (einer polnischen Saftschubse) schukkelte die Bordküche auf die „Golanhöhen“….wir schwitzten, warfen wie die alten Krieger und feuerten uns an: Botschek …immer wieder Botschek…Rahn müsste schießen …laut lachend arbeiteten wir uns durch die Dünen….die 1,5 Stunden vergingen wie im Flug und als alle 3 Gruppen wieder am Start/Ziel waren, wurden die Sieger mit Sekt prämiert….obwohl, ob die alle „Kroise“ gemacht hatten… ist fraglich…was ein Krois ist?.... wissen wir auch nicht, aber die thailändische Schriftführerin schrie nach jedem Wurf…Kroiiiis…(X).. brüllkreisch…ja meine lieben Leser thailändisch, wir sind so was von international, wir hatten sogar einen von „hinter der Hecke“ dabei….aus Metze oder so ähnlich…einen fröhlichen Hundeliebhaber….what the fuck…anschließend fuhren wir wieder heim und rammelten an den Strand….hier gingen doch wirklich einige ins Wasser…mehr oder weniger freiwillig…bis uns ein Gewitter nach Hause trieb….jetzt regnete es aber so was von und wir wollten doch grillen…nu ergriffen unsere Männchen die Initiative, bauten den mitgeführten Gasgrill in der Küche auf, rotteten sich zusammen und warfen alle Frauen vehement aus der Küche….sie werkelten und brutzelten….bis ja bis….die Musik vom Traumschiff erklang und mit Kerzenschein das Buffet herein getragen wurde…Respekt meine Herren, Respekt…

Anschließend gab es wieder Spiele…Doppelkopp, Ramsch und Phase 10 (Scheißspiel) …einige Frauen saßen schnuddelnd in einer Ecke unseres Aufenthaltsraum, was einen Mann zu der Aussage verleitete: so sähe es also im Wartezimmer eines Gynäkologen aus…aber was macht Uwe zwischen euch?...ich warte auf eine Geschlechtsumwandlung….da tönte es vom Skat-Tisch: …wenn jemand hoch geht, kann er dann meine Nüsse mitbringen, die liegen aufm Nachtspind…tosendes Gelächter….wie jetzt…kannst du die abnehmen…aber nicht nur Erdnüsse, auch so manches Fläschchen beendete sein Erdendasein an diesem Abend……Samstag zum Frühstück das gleiche Prozedere, die Hühner konnten einem schon richtig leidtun….(wir brauchten immerhin 4 Kilo Ei) .und dann hieß es „komm wir fahren nach Amsterdam…“….zuerst absolvierten wir die typische Grachtenrundfahrt, knipsten was das Zeug hielt und dann durften wir uns alleine in die dunklen Gassen wagen…also da gab es wirklich Ecken, wo tief einatmen schon genügte…Alter Falter…du findest 10 mal eher nen Joint zu kaufen als eine Dose Bier….eigentlich schade, dass diese schöne Stadt mit wunderbaren Bauten, mini schmalen Häuschen und herrlichen Kanälen fast nur noch auf Drogen reduziert wird ….etwas erschöpft vom Shopping fuhr ein leiser Bus zurück ans Zeehuis…dort hieß es dann schon langsam aufräumen, Koffer packen und ein letztes Mal lecker Kochen….. am Sonntagmorgen hatten wir in Rekordzeit die Küche leer, aufgeräumt und geputzt, was die Hausleitung in pures Entzücken versetzte….wir waren so ziemlich die ersten Gäste, die auch noch zum Abschied die Küche gefeudelt hatten…man was haben die gewunken, wir sollten doch wieder kommen….. … die Sonne schien, Staus sahen wir nur auf der Gegenfahrbahn und so kamen wir gut gelaunt zeitig am Dorfplatz wieder an….

Fazit: wenige Programmpunkte, denn das gemeinsame kochen, lachen und leben braucht kein Programm, nicht bei diesen Menschen, die wieder gezeigt haben, dass in all ihrer Verschiedenheit der Grund für ihre Gemeinsamkeit liegt. Ihr seid die Besten.

Euer Team Holland

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